Der "Floater-Plotter" Bildgalerie


An den Liliput-Kataster, Pedrottis digitale Projektion der Unterwasser-Topographie in eine stark geometrisierende Raster-Zeichnung, schließt der „Floater-Plotter“ nahtlos an, technisch wie konzeptuell. In einem ersten Schritt wurde das Bachbett vermessen, in einem zweiten ein Kataster der geknickten Flächen erstellt. Nun wird, mit einer weiteren von Günther Pedrotti entwickelten und verfertigten Maschine, die zweidimensionale Darstellung zurück in eine dreidimensionale übersetzt. Der Floater-Plotter schwimmt auf der Wasseroberfläche jenes Baches, dessen Grund zuvor vermessen worden war. Das Wort Plotter steht hier metaphorisch für ein digital angesteuertes Darstellungsgerät. In einem schwimmenden Rahmen befinden sich vier bewegliche Platten. Ihre Neigungswinkel werden durch kleine Elektromotoren variiert. Die Elektromotoren werden von einem Computer gesteuert. Der Computer rechnet die Information über die gerade unter dem Gerät befindliche Unterwasser-Topographie um in die entsprechenden Neigungs-Winkel der Platten. Somit entsteht auf der Wasseroberfläche ein abstrahiertes Abbild des vermessenen Bachbetts. Wenn der Floater-Plotter im Bach seine Position ändert, zeigt sich auf dem Wasserspiegel die Geländeformation des darunter befindlichen Grunds in den Formen einer maschinell bewegten Skulptur.

Die Techno-Logik des computationalen Weltbilds tritt hier in einem Landschafts-Szenario auf, das ihm mythologisch entgegengesetzt ist: Der chaotisch-sinnlose, beinahe amorphe Grund eines Natur-Bächleins ist vorweg das Antidigitale und Antimaschinelle schlechthin. Wird dieser Grund in die Simulations-Maschine aufgehoben, entsteht insgesamt nichts Wohlbegründetes. Wir befinden uns nicht nur weiterhin auf schwankendem Grund, es kann uns auch inmitten der digitalen Natur-Technik-Totale so etwas wie die Erfahrung von Grundlosigkeit, ja Bodenlosigkeit ereilen.

Wolfgang Pauser, 2004

Zur frühen Techno-Logik siehe auch Eugene Viollet-le-Duc: Die Modifikation des Mont Blanc (1876)!
Le-Duc wollte mit seiner geologischen Modifikation des Mont Blanc dessen eigenes Original unter der aktuellen Form finden - mithilfe der Projektionsgeometrie versuchte er dieses Original zu finden!
Anstellen einer Zeichenmaschine (Plotter) nahm er mit dem mechanischen Zeichnen den Weg auf sich dieses "Original" zu finden!

http://acm.epfl.ch/collaborateurs/frey/vld%20montagne%20art1.pdf


1961 entwickelte der Bauingenieur Konrad Zuse auf Wunsch von Geodäten den ersten Plotter der Welt - den GRAPHOMAT Z64!
Das vollautomatische Zeichnen von Punkten und Kurven fand schließlich Einzug in der LANDVERMESSUNG!
Mit seinem Auftauchen war aber auch gleichzeitig das Mechanische als Mechanismus des Zeichnens zu erkennen! (G.P.)

Z64: http://irb.cs.tu-berlin.de/~zuse/Konrad_Zuse/de/Rechner_Z64.html